Am 11. Februar findet der «International day for women and girls in science» statt. Im Rahmen einer medizinischen Karriere stellen sich Frauen besondere Herausforderungen. Im diesjährigen Beitrag zum 11. Februar lassen wir zwei Frauen zu Wort kommen, die die Herausforderungen aus eigenen Erfahrungen kennen. Im Gespräch tauschen sich Prof. Dr. Britta Maurer, Klinikdirektorin und Chefärztin der Universitätsklinik für Rheumatologie und Immunologie und Dr. Amanda Brosius Lutz, Assistenzärztin der Universitätsklinik für Frauenheilkunde aus. Sie wurden gefragt, was sie an der Forschung fasziniere, was die speziellen Herausforderungen einer Forschungskarriere für Frauen seien und welche Botschaften sie jungen Nachwuchsforschenden mitgeben möchten. Hier geht es zum Video.
Frau Maurer, Frau Brosius, was fasziniert Sie an der Forschung? Was an der Arbeit als Forscherin?
Amanda Brosius:
Die Gelegenheit Patienten zu betreuen ist klar eine echte Ehre. Das schätze ich wirklich enorm. Aber die Idee, dass ich dabei sein könnte, unsere Grenze vorwärts zu treiben, neue Ideen zu prüfen neue Therapiemöglichkeiten für die Patientinnen einen Schritt vorwärts zu bringen, das motiviert mich vor allem und fehlt mir eigentlich sonst an der klinischen Arbeit.
Mein Mentor als Doktorandin Ben Barres hat mir immer gesagt: «Wie willst du deine Hypothese töten? Und zwar so schnell wie möglich?» Und das höre ich immer wieder. Und manchmal braucht es Spitzen-Methoden und manchmal nicht, aber man folgt einfach dem Weg bis zu der richtigen Antwort. Es gibt auch viele Überraschungen, man muss dafür offenbleiben. Das macht für mich Spaß.
Britta Maurer:
Ja, dann kann ich vielleicht auch noch ergänzen. Was inspiriert mich zur Forschung? Was motiviert mich? Also Rheumatologin mache ich translationale Forschung in einem Bereich recht komplexer Erkrankungen, die auch eine komplexe Pathophysiologie haben - mit Krankheiten, die sich phänotypisch häufig recht einheitlich zeigen, die aber molekularbiologisch enorm diverse Grundlagen haben.
Was mich motiviert hat ist, zum einen diese Krankheiten besser zu verstehen als ich dies anfangs in der tat, ohne diese Grundlagen zu haben und zum anderen gibt es diesen noch ein «unmet need» für die Zulassung spezifischer Therapien im Bereich der systemischen Autoimmunerkrankungen. Gerade bei den Konnektivitiden und den Vaskulitiden gibt es immer noch, oder gab es bis vor kurzem noch, gar keine zugelassenen Therapieformen.
Und hier ging es mir ähnlich wie Amanda. Ich wollte auch Pionierarbeit leisten und in ein neues Gebiet vorstoßen und so meinen Beitrag in der Forschung leisten um Probleme zu lösen, die wir im klinischen Alltag sehen und für die wir noch keine Lösung hatten.
Welches sind die spezifischen Herausforderungen für Frauen in der Karriere als Ärztinnen und Forscherinnen?
Britta Maurer
Ja, also Frauen in der Forschung - ich kann jetzt nur persönlich für mich sprechen. Also, ich hatte nicht in meiner Rolle als Frau Schwierigkeiten in der Forschung Fuß zu fassen, sondern eher in der Rolle als auch klinisch tätige Ärztin, die Möglichkeit zu finden, genug Zeit zu haben für Forschung. Um wirklich kreativ und innovativ forschen zu können braucht man Zeit, es ist nicht die Feierabendforschung und Wochenendforschung, die die Gedankenblitze bringt und die die sinnvollen Projekte generiert.
Also für mich war der entscheidende Schritt zum einen die «protected time for research». Ich hatte das Glück, dass ich schon während meiner Assistenzarztzeit und dann als Oberärztin und als …ärztin erfolgreich war, «Protected research time» einzuwerben, die mich 30 bis 80% von der klinischen Dienstleistung freigestellt haben.
Und vielleicht im Fach Rheumatologie, ich hatte da nie das Gefühl und vielleicht auch in der Forschung, dass die primär männerdominiert ist. Ich hatte sehr gute, mit einer Ausnahme auch immer nur männliche Mentoren, die mich extrem gefördert haben. Und hatte von daher gute Bedingungen. Aber vielleicht war es für Amanda anders, ich bin gespannt deine Meinung zu hören.
Amanda Brosius
Auch meinerseits, da habe ich bis jetzt ganz viel Unterstützung bekommen. Ich bin ganz dankbar dafür. Am Anfang sicher viel von meinen Eltern und dann von meinem Partner. Ich habe einen Mentor als Doktorandin gehabt, der eine sehr große Rolle gespielt hat für mich, der wirklich an meine Kompetenzen geglaubt hat und mich sehr unterstützt hat.
Ich habe auch ein Netz von Kolleginnen und Kollegen in dieser Zeit entwickelt und ich finde diese Kollegen zu haben, die waren damals Postdocs in meinem Labor und sind jetzt Gruppenleiter weltweit. Wir bleiben eigentlich zusammen immer noch sehr vernetzt und helfen uns gegenseitig, das finde ich sehr schön.
Hier an der Insel an der Frauenklinik haben wir zwei Chefärzte Professor Surbek und Professor Müller, die sehr glücklicherweise sowohl klinisch wie auch Grundlagenforschung unterstützen. Das heißt dass Ärzte werden parallel zu der klinischen Ausbildung gefördert Forschungsprojekte zu realisieren. Ich habe auch im Labor von Professor Surbeck PD Andreina Schöberlein, die meine Arbeit näher beaufsichtigt und so eine Unterstützung findet man wirklich nicht überall, vor allem als Assistenzärztin, finde ich.
Britta Maurer
Ja, ich denke was du sagst Amanda ist ganz wichtig und ist etwas, worin ich mich jetzt auch bemühe in meiner neuen Rolle als Klinikdirektorin und Lehrstuhlinhaberin, wirklich den Nachwuchs zu fördern. Ich habe selber sehr positive Rollenmodelle gehabt und selber auch sehr viel Support erfahren und es ist mir wiederum auch jetzt ein Anliegen, das an andere weiterzugeben eben durch prozentuale Freistellung, aber auch wenn gewünscht durch aktives Mentoring bei Forschungsprojekten und auch Bereitstellung von Infrastruktur im Labor, bei solchen die experimentell tätig sein möchten
Und ich denke dies ist etwas wo ich wirklich auch Bern und die Insel sehr supportiv erlebe und wirklich auch stark daran interessiert, translationale Forschung zu fördern und auch Gleichstellung zu fördern, auch speziell Frauen zu fördern.
…und Ihre Botschaften an die jungen Nachwuchsforschenden?
Amanda Brosius
Meine Botschaft für die Nachwuchsforschenden wäre wirklich daran zu bleiben nicht aufgeben diese Herausforderung die Forschung in der klinischen Arbeit zu integrieren, als eine Ehre zu sehen. An sich selber glauben!
Britta Maurer
Ja, ich möchte mich dem gerne anschließen. Meine Botschaft an interessierte Nachwuchsforschende ist zum einen «Think big» und «der Himmel ist die Grenze, der Forschungskraft, der Innovation sind keine Grenzen gesetzt». Und ich bin wirklich der festen Überzeugung zumindest für den Fachbereich, in dem ich tätig bin, der so stark immunologisch geprägt ist, meine Forschungstätigkeit macht mich auch ein Stück weit zur besseren Ärztin, denn es befruchtet sich gegenseitig. Ich nehme Ideen aus dem Alltag mit in die Forschung und ich nehme Ideen aus der Forschung idealerweise Resultate mit in den Alltag. Ein inspirierendes Arbeitsumfeld kann ich mir gar nicht vorstellen.
Links:
The international day of women and girls in science: www.womeninscienceday.org
Website der Vereinten Nationen: International Day of Women and Girls in Science | United Nations