Die CAR-T-Zelltherapie ist in der Schweiz seit 2019 in der Onkologie zugelassen und mittlerweile sehr gut etabliert. Das Inselspital ist das grösste Kompetenzzentrum der Schweiz in diesem Bereich: Gegen 50 Prozent aller CAR-T-Zelltherapien in der Schweiz werden hier durchgeführt. Die neuartige Therapie wird bisher zur Behandlung von Lymphomen und Myelomen eingesetzt, wenn herkömmliche Therapien nicht zur Heilung geführt haben oder versagen. «Sie stellt einen äusserst bedeutsamen Fortschritt in den Therapie-Möglichkeiten für bereits stark behandelte Patientinnen und Patienten dar», sagt Prof. Dr. med. Thomas Pabst, stellvertretender Klinikdirektor und Chefarzt der Universitätsklinik für Medizinische Onkologie am Inselspital.
Die gezielte zelluläre Immuntherapie basiert auf körpereigenen Abwehrzellen: Den Erkrankten werden weisse Blutkörperchen entnommen und daraus die «T-Lymphozyten», auch Killer-Zellen genannt, isoliert. Diese werden ausserhalb des Körpers genetisch so programmiert, dass sie die kranken Zellen gezielt und effizient angreifen. Anschliessend werden sie vermehrt und den Erkrankten verabreicht. Die Behandlung erfolgt stationär.
Erfolge bei Lymphomen und Myelomen
Im Januar 2019 wurde am Inselspital erstmals in der Schweiz bei einer Patientin mit rezidivierender akuter lymphatischer Leukämie (B-ALL) eine solche CAR-T-Zelltherapie durchgeführt. Die damals 25-jährige Patientin ist seither krankheitsfrei geblieben. Die erstmalige Anwendung der CAR-T-Zelltherapie bei einem Patienten mit rezidivierendem multiplem Myelom im Mai 2021 war ebenfalls erfolgreich.
Schon bald könnte die neue Therapieform auch das Behandlungsspektrum bei systemischen Autoimmunerkrankungen ergänzen. Im Rahmen einer internationalen Studie wird die CAR-T-Zelltherapie am Inselspital in Bern im Februar 2024 erstmals bei einer Patientin mit systemischem Lupus erythematosus (SLE) eingesetzt. «Mit der Teilnahme an dieser Studie wollen wir einen Schritt zur Ausweitung des zellulären Therapieangebots machen», betont Prof. Dr. med. Britta Maurer, Klinikdirektorin und Chefärztin der Universitätsklinik für Rheumatologie und Immunologie am Inselspital.
Mehr Lebensqualität und sogar Heilungschancen
«Wir gehen davon aus, dass die CAR-T-Zelltherapie bei an SLE Erkrankten zu einem möglichen Rückgang der Erkrankung führen kann, ohne die Notwendigkeit, weiter Medikamente einzunehmen», sagt Britta Maurer. Sie biete eine grosse Chance zur Verbesserung der Lebensqualität und eventuell sogar zur Heilung der Patientinnen und Patienten mit SLE, die trotz Mehrfachkombination von immunmodulierenden Medikamenten keine zufriedenstellende Kontrolle der Krankheitsaktivität erreichen. Diese oft jungen Patientinnen könnten in dieser Situation oft keinen Kinderwunsch realisieren und hätten ein stark erhöhtes Risiko für Organschäden oder einen vorzeitigen Verlust an Lebensjahren.
«Die CAR-T-Zelltherapie soll auch Patientinnen und Patienten ausserhalb der Onkologie zugutekommen», betont Britta Maurer. Die Teilnahme an der Studie unterstreiche die exzellente gemeinsame Patientenversorgung im Inselspital über Fachgrenzen hinweg. «Damit machen wir jetzt den ersten Schritt bei der Behandlung systemischer Autoimmunerkrankungen», erklärt die Klinikdirektorin. «Im Gegensatz zur Onkologie fehlen uns im nicht-onkologischen Bereich aber noch Langzeitbeobachtungsdaten. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Langzeiterfolge und mögliche spät auftretende Nebenwirkungen der Therapie sorgfältig verfolgen.»